Max Horkheimer hat in seinem im US-amerikanischen Exil geschriebenen und zunächst in Englisch publizierten Werk (Eclipse of Reason, dt. 1967: Zur Kritik der instrumentellen Vernunft) schon die zunehmende Umweltzerstörung durch die kapitalistisch-industrielle Produktion und die Vermarktlichung der Natur thematisiert. Die Kapitalverwertung braucht die Ausbeutung von Mensch und Natur und untergräbt damit die Springquellen des lebendigen Reichtums dieser Erde. Der Auszug ist einen Kompendium von Peter Cornelius Mayer-Tasch zur Genealogie der ökologischen Idee entnommen.
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Adorno – Gedenken anlässlich seines 50sten Todestages
Ein ausgesprochen gelungener Überblick über Adornos Schaffen, erschienen in der Jungen Welt (JW), die ansonsten an der Kritischen Theorie – ganz in der Tradition des DDR-Marxismus – kein gutes Blatt lässt. Erfreulich, dass sich in der JW auch mal ein solcher Text wie der des Theaterwissenschaftlers Jakob Hayner findet.
Aufsätze zur gesellschaftlichen Situation
Nicht erst seit Chile 1973 wissen wir von der engen Verwanstschaft zwischen (Neo-)Liberalismus und Faschismus. Daran erinnert die US-amerikanische Politologin und Philosophin Nancy Fracer, Hannah Arendt folgend, die schon in den 1940er Jahren die Allianz zwischen der „guten Gesellschaft“ (sie meinte z.B. Krupp und Thyssen) und der „Unterwekt des Mob“ beschrieb, in ihrem Kommentar zur Neuen Rechten. Ihre These: „Der Liberalismus ist ein Komplize des Faschismus.“
Der Psychologe Götz Eisenberg beschreibt aus der Perspektive der Kritischen Theorie die Entwicklung von Rohheit, Rücksichtslosigkeit und Vandalismus auf der Basis des „totalen“ globalisierten Kapitalismus und der „totalen“ Vermarktlichung allen Lebens. Ein schwer verdaulicher, doch wichtiger Artikel (erschienen in der Tageszeitung „Jungen Welt“). Eisenberg folgt Max Horkheimer darin, ein „theoretischer Pessimist und zugleich ein politischer Optimist“ zu sein.
Die Publizistin Mely Kiyak setzt sich mit dem Zusammenhang von Klimakatastrophe, golalen Unternehmen und Konsumverhalten auseinander. Sie stellt fest, dass pseudopolitische Aktionen wie z.B. Appelle an ein anderes Konsumverhalten, nichts an der Gesamtsituatiuon ändern können. Sie plädiert für deutlich strengere Regulation, und das heißt: für mehr Verbote. Im Grund ist Keliyks Plädoyer eines für einen globalen freiheitlichen uns sozialen Rechtsstaat.
Geschichte der Linken nach 1945
Ein hoch interessanter Beitrag, vor allem was die Geschichte der SPD anbelangt. Sebastian Haffner hat hisichtlich der Novemberrevolution plausibel herausgearbeitet, dass die SPD schon mit ihrer Kriegs-Zustimmung, dann aber insbesondere mit ihrer Burgfriedenspolitik und ihrer Verbandelung mit dem Großkapital, einen Verrat an ihrer eigenen Basis begangen hat. Edgar Weick zeigt in seinem Beitrag zur Geschichte nach 1945, dass mit dem Godesberger Programm die SPD erneut einen Verrat sui generis begangen hat, nämlich einen an ihrer eigenen Tradition und den originären sozialdemokratischen Ideen.
Jan Ziegler zum Hunger in der Welt
Beispiel Äthiopien: Die dort Herrschenden haben die Gier von Großkonzernen wie z.B. Nestle nach riesigen Bodenflächen erkannt. Der Hunger dort ist nicht nur hausgemacht, sondern auch eine Folge der massenhaften Enteignung von Kleinbauern und der Zerstörung des Bodens durch globale Konzerne.
Brasilien unter Bolsonaro
Ein Bericht zweier brasilianischer Aktivisten/-innen, die im Bereich Gesundheitspolitik arbeiten, übernommen aus dem Infoblatt von „medico international“:
Zur politischen Gefühlslage in Deutschland und Frankreich
Ein ZEIT-Bericht vom letzten Jahr zur Situation in Bitterfeld. Die globalen Wirtschaftseliten kommen, gehen und hinterlassen ökonomisch, sozial und kulturell ödes Land. Die Wut der Bitterfelder ist absolut nachvollziehbar.
In Frankreich erhebt sich die Bevölkerung gegen die Arroganz der wirtschaftsliberalen Elite, die jede verbindung zur Situation der „einfachen Leute“ verloren hat. Eine bewegende Gefühlsäußerung des jungen Literaten Edouard Louis, ein Freund von Didier Eribon.
Die Wiener Rede Svenja Flaßpöhlers ist ein überzeugendes Plädoyer für ein Verstehen – auch ein Verstehen der Menschen, deren politischen Gefühlsausbrüche aus nicht gefallen mögen. Flaßpöhler zitiert Hannah Arendt, die sagt, man müsse versuchen, den Totalitarismus zu verstehen, nicht als Entschuldigung, sondern als Bedingung, um in der Welt zu handeln. Und vielleicht auch eine Erinnerung an Ernst Bloch, der 1932 schrieb, die Faschisten „ziehen doch manchen Fisch ans Land, der nicht ins faschistische Brackwasser gehört, auch manche Piratenkiste, die erst die Vernunft öffnet und erbt“ (Erbschaft dieser Zeit, Ausgabe 1962, S. 166).
Kapitalismuskritik in der Zeitschrift „die internationale“
Die Autoren der trotzkistischen Zeitschrift „die internationale“ vertreten einen Ansatz des ökologischen Marxismus. Sie setzen sich mit verschiedenen Vorstellungen der Wachstumsrücknahme (Degrowth) auseinander. Wichtig ist ihnen eine radikale Kritik des Autowahnsinns (hier auch ein Hinweis auf Winfried Wolf). Lesenswert!
Und der Neoliberalismus ist schuld daran
Jean Ziegler im Gespräch mit Christian Rabhansl, Deutschlandradio Kultur
Tacheles | Beitrag vom 14.03.2015
„Ändere die Welt!“ fordert der Schweizer Soziologe und Globalisierungskritiker Jean Ziegler. Längst verfüge die Menschheit über das Wissen und die Ressourcen, um Hunger, Unterdrückung und Tyrannei zu beenden, meint er. Trotzdem nehme die Ungerechtigkeit weiter zu.
Deutschlandradio Kultur: Tacheles heute von der Leipziger Buchmesse. Zu Gast ist ein Mann, der hätte es sich eigentlich in seinem Leben gemütlich und bequem machen können. Er ist in der Schweiz in ein wohlhabendes Elternhaus hineingeboren worden. Der Vater war Gerichtspräsident. Die Familie lebte in einer Villa. Statt aber Anwalt zu werden und den Wohlstand der Schweiz zu genießen, wurde er Anzug tragender Revolutionär. Und auch mit fast 81 Jahren fordert er in seinem jüngsten Buch „Ändere die Welt“. – Jean Ziegler, herzlich willkommen!
Jean Ziegler: Vielen Dank für die Einladung. Vielen Dank.
Deutschlandradio Kultur: Sie nennen Ihr Buch selbst eine „intellektuelle Biographie“. Also beginnen wir auch biographisch. Ich habe gerade gesagt, Sie hätten es sich eigentlich gemütlich und bequem machen können. Sie haben das aber nicht getan, sondern sind als junger Mann direkt abgehauen aus dem Elternhaus und nach Paris ausgebüxt. Warum? Was war Ihnen zu eng? Und der Neoliberalismus ist schuld daran weiterlesen